“Uns liegt heute der Haushaltsplan für das Jahr 2021 vor. Dieser Plan steht im Zeichen einer Krise, ich denke, da sind wir uns alle einig. Auslöser war ein Virus, die wirtschaftlichen Auswirkungen aber sind zu großen Teilen hausgemacht, weil verantwortliche Politiker in den letzten 12 Monaten hilflos und planlos agierten und dadurch große gesellschaftliche und volkswirtschaftliche Schäden verursacht haben. Die Folgen sind auch in unserer Stadt zu spüren: geschlossene Geschäfte, Hotels, Gaststätten, Dienstleister. Viele denken ans Aufgeben, einige haben bereits aufgegeben. Viele Einwohner sind in Kurzarbeit, viele haben ihren Job schon verloren.
Und die Krise hat natürlich auch direkte Auswirkungen auf unseren Haushalt. Geringere Schlüsselzuweisungen, sinkende Steuereinnahmen, steigende Kreisumlage, um die wichtigsten zu nennen. Das alles musste bei der Erstellung der Haushaltssatzung berücksichtigt werden. Und das ist aus unserer Sicht im Großen und Ganzen auch gelungen. Hierfür sprechen wir unseren Dank an alle an der Aufstellung der Satzung Beteiligten aus. Durch strikte Budget-Vorgaben ist es gelungen, über alle Bereiche Einsparungen zu erzielen.
Besonderes Augenmerk lag für unsere Fraktion schon immer auf den Personalkosten. Hier ist es gelungen, den Personalaufwuchs auf das Notwendigste zu begrenzen, der Ansatz der Personalkosten erfolgte in etwa gleicher Höhe wie in 2020. Das nehmen wir wohlwollend zur Kenntnis. Wir haben aber bereits in den Vorbesprechungen angemahnt, dass die Verwaltung im Bereich Personal unbedingt Konzepte erarbeiten muss, um die Personalstruktur unserer Verwaltung an die Gegebenheiten und Entwicklungen der kommenden Jahre anzupassen. Wir erwarten weitere Einsparungen durch eine zügige Digitalisierung, aber auch dem Einwohnerrückgang muss Rechnung getragen werden. Von 52.000 Einwohnern in 1989 ist Bautzen trotz Eingemeindungen auf jetzt rund 38.500 geschrumpft, das sind mehr als 25 Prozent Bevölkerungsrückgang. Um zukunftsfähig zu bleiben, müssen wir die Verwaltung entsprechend anpassen.
Neben den Pflichtaufgaben enthält unsere Haushaltssatzung trotz aller Konsolidierungsbemühungen weiter zahlreiche Freiwilligkeitsleistungen. Wenn auch mit Einschränkungen, ist es trotzdem gelungen, an allen Freiwilligkeitsleistungen festzuhalten. Auch wenn das für einzelne Akteure einen schmerzlichen Einschnitt darstellt, sind angesichts der Haushaltslage Kürzungen auch in diesem Bereich unumgänglich. Statt die notwendigen Kürzungen zu kritisieren, sollten wir der Verwaltung den Rücken stärken, zumal auch Möglichkeiten der Cofinanzierung für die betroffenen Einrichtungen aufgezeigt wurden (Stichwort Sammelstiftungen der Stadt).
Wir empfinden es auch als falsch, bei jeder Kürzung oder Verschiebung einer Maßnahme gleich eine Diskussion über die neue Spreequerung zu beginnen. Schon seit den 1990er Jahren wird über Aufzüge, Seilbahnen und Brücken im Stadtrat diskutiert. Jetzt endlich hat der Stadtrat dem vielen Gerede auch Taten folgen lassen und mehrheitlich eine Machbarkeitsstudie beauftragt. Die Verwaltung hat sich in das Thema eingearbeitet, es wurden Geld und Arbeitsleistung investiert, Verantwortliche auf Landesebene wurden eingebunden, es gibt klare positive Signale aus Dresden. Wenn wir das Projekt jetzt wieder stoppen, stehen wir nicht nur wieder bei null, wir machen uns auch lächerlich. Wir würden gleichzeitig die Chance auf die Sanierung des Burgwasserturms und die Nutzbarmachung des Langhauses vertun. Ob es in den nächsten Jahren noch passende Förderprogramme geben wird, steht in den Sternen. Und ich erinnere nochmal daran, dass die Zusage von Fördergeldern nur für das Gesamtkonzept, bestehend aus Parkplatz, Festwiese, Spreequerung erfolgte. Sehen Sie die Brücke bitte nicht nur unter touristischen Gesichtspunkten, es ist auch ein wichtiges Zeichen für die regionale Wirtschaft, dass wir gemeinsam an Förderprogrammen für die Nach-Corona-Zeit arbeiten. Denken Sie bitte auch an die zahlreichen Handwerker, die von öffentlichen Aufträgen profitieren werden.
Zum Schluss möchte ich noch kurz an den Haushaltsbeschluss 2009 erinnern, auch diese Satzung musste unter dem Einfluss einer Krise – der Finanzkrise – erstellt werden. Auch damals mussten wir Kürzungen in fast allen Bereichen vornehmen, Maßnahmen im Schul- und Straßenbau mussten verschoben werden. Ich kann mich an lange Diskussionen erinnern und daran, dass trotz zahlreicher Kritik die Satzung beschlossen wurde. Wenn wir nun heute zurückblicken, waren die damaligen Einschnitte richtig. Wir sind vergleichsweise gut durch die damalige Krise gekommen und konnten die Handlungsfähigkeit unserer Stadt zu jeder Zeit sicherstellen.
Aus unserer Sicht kann uns auch die heute zum Beschluss vorliegende Satzung durch die aktuelle Krise bringen. Oberste Priorität muss der Erhalt der Handlungsfähigkeit haben, die Folgen einer Zwangskonsolidierung hat Robert Böhmer mehrfach beschrieben, es würde die alleinige Konzentration auf die Pflichtaufgaben und die vollständige Streichung der Freiwilligkeitsleistungen bedeuten.
Ich bitte daher die anwesenden Damen und Herren Stadträte um Zustimmung zur Satzung in der vorliegenden Version.”