Statement zum Zuschlag des Großforschungszentrums nach Görlitz

Seit dem 29. September 2022 ist es amtlich: Auch der Zuschlag für das Großforschungszentrum in der Lausitz geht an Görlitz. Auch wenn es stets verneint wird, muss angenommen werden, dass Michael Kretschmer hinter den Kulissen (wieder einmal) erfolgreich Einfluss genommen hat. Wie sonst lässt es sich erklären, dass so viele Strukturwandelgelder in seinen Wahlkreis fließen? Offensichtlich hat Herr Kretschmer vergessen, dass er zum Ministerpräsidenten von Sachsen gewählt wurde. Stattdessen handelt er wie ein Bürgermeister der Neißestadt.

Aber damit nicht genug: Ob das Astro-Zentrum wirklich ein Erfolg wird und Arbeitsplätze schaffen wird, steht in den Sternen. Zu weit weg sind die großen Zentren und Universitäten, die auf diesem Gebiet forschen. Wird ein für viele Steuer-Millionen aus dem Boden gestampftes Zentrum tatsächlich die notwendigen Fachkräfte, die es für eine erfolgreiche wissenschaftliche Arbeit braucht, in den östlichsten Zipfel der Republik locken können? Welchen praktischen Nutzen hat es für unsere Region? Zweifel sind angebracht.

Das unterlegene Projekt “LAB – Lausitz Art of Building” wäre aus Sicht des Bürgerbündnis Bautzen e.V. die bessere Wahl gewesen. Nicht nur, dass es in Zeiten der Klima-, Rohstoff- und Energiekrisen praktische Ansätze zum ökologischen, ressourcenschonenden Bauen hätte liefern können. Auch mit der im Raum Bautzen vertretenen Bauwirtschaft hätten von Anfang an starke Partner zur Verfügung gestanden. In der Zusammenarbeit von Praxis und Forschung hätte der Schlüssel für den Erfolg eines solchen Zentrums gelegen. Ein durch innovative Produkte und Verfahren gestärkter Bausektor wäre ganz sicher zum Job-Motor in der Lausitz geworden.

Leider hat das Bundesforschungsministerium die gegebenen Voraussetzungen hier in der Lausitz bei seiner Entscheidung nicht berücksichtigt. Auch die Ziele der Strukturwandelförderung wurden unserer Meinung nach nicht ausreichend berücksichtigt. Sollen doch mit den Fördergeldern neue Arbeitsplätze für die Bürgerinnen und Bürger der Region entstehen, die bisher in der Kohle beschäftigt waren und aufgrund des Kohleausstiegs von Arbeitslosigkeit bedroht sind. Ob das Astro-Zentrum die Kraft besitzt, Arbeitsplätze für tausende freiwerdende Arbeitskräfte zu schaffen, muss die Zukunft zeigen.

Es bleibt zu hoffen, dass die Entscheidungsträger in Dresden dem von der TU Dresden entwickelten Projekt doch noch eine Chance geben und Gelder für ein Bauforschungszentrum in Bautzen zur Verfügung stellen. Nachdem die Große Kreisstadt für alle ihre eingereichten Projekte eine Absage erhielt, erwarten die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Bautzen sowie der umliegenden Städte und Gemeinden ein positives Zeichen für die Region. Handeln Sie als Ministerpräsident – Herr Kretschmer!